GMV übernimmt Leitung der ESA-Mission zur LEO-PNT End-to-End- In-Orbit-Demonstration
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA) hat die dem multinationalen Technologieunternehmen GMV den Zuschlag für einen Auftrag in Höhe von 78,4 Millionen Euro zur Entwicklung von Schlüsseltechnologien und zur Demonstration der Vorteile von Satelliten in niedrigen erdnahen Umlaufbahnen (Low-Earth Orbit, LEO) zur Positionierung, Navigation und zum Timing (PNT) erteilt.
Herkömmlich basierte die Satellitennavigation auf Satelliten in mittleren erdnahen Umlaufbahnen (Medium Earth Orbit, MEO), zukünftige Navigationssysteme werden jedoch auf eine mehrschichtige Systemarchitektur mit Satelliten in Umlaufbahnen in unterschiedlichen Höhen zurückgreifen. Niedrige erdnahe Umlaufbahnen können für die Nutzer bedeutsame Vorteile in Hinblick auf eine verbesserte Resilienz, Robustheit und Genauigkeit der Signale bieten.
Der unterzeichnete Vertrag beinhaltet die Konstruktion und Entwicklung von Satelliten und Nutzlasten, die Sicherung der Startleistungen, die Bereitstellung des Bodensegments als Dienstleistung (Ground-Segment-as-a-Service, GSaaS), die Entwicklung eines Test-Anwenderempfängers, den Systembetrieb sowie Experimente und die Demonstration von Leo-PNT-Diensten mit Endanwendern.
Insgesamt werden fünf Satelliten entwickelt und in die Umlaufbahn gebracht. Der erste Satellit wird als erste Technologiedemonstration basierend auf einer 12U-Cubesat-Architektur zur Durchführung anfänglicher Tests 20 Monate nach dem Anlauf gestartet. Zur Vervollständigung der Demonstrationskonstellation werden bis 2027 vier weitere kleine Satelliten gestartet.
Die im Rahmen des Vertrages entwickelten LEO-PNT-Satelliten werden neue, fortschrittliche Signale im UHF-, L-, S- und C-Band senden und so die aktuell von Navigationssatelliten wie Galileo und GPS ausgestrahlten Signale ergänzen. Vorgeführt wird ebenfalls die innovative Funktion zur Bestimmung der Integrität „LEO Shield“, mit der sich die Integrität der an Bord der LEO-Satelliten empfangenen GNSS-Signale in Echtzeit bewerten lässt, sodass die Anwender bei Störungen gewarnt werden können.
GMV zeichnet verantwortlich für die komplette End-to-End-Raumfahrtmission und führt eine Industrieorganisation an, der zentrale Partner wie OHB System AG, Alén Space, Beyond Gravity und Indra angehören.
Als wichtiger Prime-Anbieter im Raumfahrtsegment der kleinen Satelliten wird die OHB System AG die Entwicklung und Fertigung von vier LEO-Satelliten in Bremen leiten und somit ihre bedeutenden Kompetenzen aus der Produktion von 34 Galileo-Satelliten in das Vorhaben einbringen.
Alén Space ist nun seit Mitte 2023 Bestandteil der Gruppe GMV und wird die Cubesat-Plattformen für die erste Technologiedemonstration sowie wichtige Nutzlastkomponenten bereitstellen. Alén Space wird ebenfalls seine entscheidenden Kompetenzen bei neuen Raumfahrtmethodiken, die für die Mission LEO PNT als wesentlich zu betrachten sind, zum Projekt beisteuern.
Beyond Gravity ist ein führender unabhängiger Lieferant von Raumfahrtausrüstungen für Satelliten- und Nutzlast-Prime-Anbieter sowie Betreiber von Trägerraketen und wird eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der PNT-Nutzlasten an Bord der Satelliten spielen.
Mit umfangreichen Kompetenzen bei GNSS-Anwendungen auf verschiedenen Märkten wird Indra ebenfalls eine entscheidende Rolle im Projekt spielen und dabei die Experimentier- und Validierungskampagne koordinieren, mit der die Vorteile von LEO-Satelliten zu Positionierung, Navigation und zum Timing (PNT) bei Endanwenderdiensten nachgewiesen werden sollen.
Ergänzt wird das Team durch 14 Vertreter von Endnutzern und wichtigen Stakeholdern aus verschiedenen Teilen der LEO-PNT-Wertkette, die auf bedeutsamen potentiellen LEO-PNT-Märkten wie Straßen-, Schienen- und Seeverkehr, der Navigation in hohen Breiten, Binnenschifffahrt, Indoor-Positionierung, Fischerei, präzisen Zeitbestimmung, IoT/Asset-Tracking, kritischen Infrastruktureinrichtungen, standortbasierten Diensten sowie der 5G-/6G-Branche präsent sind.
Mit dem In-Orbit-Demonstrator (IOD) LEO PNT bereitet GMV den Weg für eine neue Ära, die die Tür zu einer neuen Generation von Navigationssystemen öffnen wird. Die Leitung einer Raumfahrtmission von ihrem Beginn bis zu ihrem Ende ist für GMV eine bedeutsame Verpflichtung und stellt den nächsten logischen Schritt bei der Konsolidierung der Position des Unternehmens als führendem Akteur in der europäischen Luft- und Raumfahrtindustrie dar.
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